Über 450 Landwirte informierten sich auf unseren Fachtagungen in NRW und Niedersachsen
Wir starteten in 2020 mit acht Fachtagungen zum Thema „Gesunder Boden – Spitzenerträge sichern! In Saerbeck, Ennigerloh, Kalkar und Meerbusch sowie Dalum, Löningen, Damme und Twistringen informierten sich über 450 Landwirte über den Boden.
„Der Boden – die Grundlage einer erfolgreichen Landwirtschaft“, so lautete der Vortrag von Jan Juister von Juister Pflanzenbauberatung aus Hude. „Probleme im Pflanzenbau lassen sich in Zukunft nicht mehr durch Dünger, Pflanzenschutz oder einfach mehr PS zur Bodenbearbeitung kompensieren. Der Boden ist unser Puffer für die Zukunft und muss (wieder) fit gemacht werden. Fruchtfolge, Ackerhygiene, Zwischenfrüchte und Untersaaten sowie eine sorgsame Bodenbearbeitung seien der Schlüssel zum Betriebserfolg“, so Jan Juister.
Linda Schilmöller, Pflanzenbauberaterin und Mykorrhiza-Expertin der BRÖRING Unternehmensgruppe, berichtete über Mykorrhizapilze. Die Beziehung zwischen Pflanze und Mykorrhiza gibt es seit hunderten von Millionen Jahren. Der Pilz ist dafür verantwortlich, dass sich Pflanzen überhaupt vom Meer auf das Land kolonisieren konnten. Der Pilz geht mit bis zu 80 % der Pflanzen eine Symbiose ein.
Eine Symbiose entsteht wie folgt: Die Sporen oder die Hyphen bewegen sich im Boden im Wurzelbereich der Pflanze und suchen nach einer passenden Partnerpflanze. Die Pflanze signalisiert dem Pilz, dass sie bereit für eine Symbiose ist. Der Pilz besiedelt die Wurzel der Pflanze und dringt in die Wurzelzellen ein. In den Wurzelzellen bildet die Mykorrhiza die sogenannte „Arbuskel“. Dies ist das Haustorium des Pilzes, an dem der Nährstoffaustausch mit der Pflanze stattfindet. Nach der Besiedelung an der Wurzel baut die Mykorrhiza ein externes Hyphennetzwerk im Boden auf. Über dieses größere Netzwerk werden Nährstoffe aufgenommen.
Der Einsatz von Mykorrhiza bietet viele Vorteile:
- Durch den Einsatz von Mykorrhiza wird die Wasser- und Nährstoffaufnahme verbessert.
- Eine bessere Ernährung der Pflanze führt zur Stimulierung der Photosynthese.
- Das Wurzelsystem wird erweitert und das Spitzenwachstum erhöht.
- Die Bodenstruktur wird durch mehr organische Masse (mehr Wurzeln) wesentlich verbessert
- Die Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegenüber Umwelteinflüssen (z.B. Dürre, Verdichtung etc.) wird erhöht.
Titus Schier sowie Matthias Bröker von Kleffmann Digital RS GmbH stellten die bedarfsgerechte Bewirtschaftung mit Applikationskarten vor. Die Funktionsweise der Fernerkundung wurde ausführlich erklärt und an einem Schlagbeispiel wurde erläutert, wie aus Biomassekarten Applikationskarten für Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz generiert werden.
Mit My Data Plant wird auf der Basis der Sentinel-Satellitendaten variabel und bedarfsgerecht gesät. Mit Hilfe von Biomasseanalysen lässt sich die Bestandsvitalität aller Betriebsflächen bequem überwachen. Dadurch gewinnt man eine Präzision im Ackerbau, die die Bewirtschaftung noch effizienter macht und den Pflanzenbau optimiert. Kurzum: Mit einer standortoptimierten Bewirtschaftung mit Satellitendaten können Kosten gesenkt und der Ertrag gesteigert werden.
Abschließend referierte Markus Brinker, Pflanzenbauberater bei Haneberg & Leusing GmbH & Co. KG, über das Thema „Gezielt düngen – Potenziale des Bodens nutzen“.
Ein auf die Bodenverhältnisse richtig eingestellter pH-Wert ist sehr wichtig für die Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Der pH-Wert sagt aber leider nichts über die Verfügbarkeit von freiem Calcium im Oberboden aus. Durch frostfreie Winter finden massive Calciumverlagerungen aus dem Oberboden statt. Dieser Mangel hindert das Getreide und das Grünland in der Ausgangswinterentwicklung in der Nährstoffaufnahme. Dies gilt es zu verhindern!
Anschließend stellte Markus Brinker eine pflanzeneigene Methode vor, um zusätzliche Nährstoffe aus dem Bodenvorrat verfügbar zu machen. Durch eine punktuelle pH-Absenkung an der Wurzelspitze werden insbesondere Phosphor und Spurenelemente aus dem Boden gelöst. Aber, wie startet man diese Reaktion in der Pflanze? Ganz einfach, man stellt der Pflanze in der Wurzelzone stabilisiertes Ammonium zur Verfügung.
Des Weiteren gilt es, die Bodenbiologie durch Humin- und Fulvosäuren zu fördern. Diese dienen als Nahrung und Katalysator für Bodenleben bzw. nährstoffaufschließende Bakterien. Außerdem sind die Säuren natürliche Chelatoren, die aktiv Nährstoffe zur Pflanze transportieren. Humin- und Fulvosäuren in der Pflanze erhalten die Kultur gesund und mindern Stresssituationen.
„Regelmäßige Blattanalysen seien aber auch sehr wichtig“, so Markus Brinker. Denn anhand derer soll das Zusammenspiel von Boden, Wetter, organischer und mineralischer Düngung kontrolliert werden. Regelmäßige Blattanalysen sind sehr aufschlussreich, denn sie zeigen dem Landwirt in der Vegetation den aktuellen Versorgungsstand der Kultur, so dass er kurzfristig auf etwaige Mängel reagieren kann.
Mit viel fachlichem Input sowie gestärkt gingen die Gäste zufrieden nach Hause.